Tourentipp Sonnenaufgang auf dem Fockenstein

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Klirrend kalte Luft bläst uns entgegen, als wir um 4:30 Uhr am gebührenpflichtigen Wanderparkplatz Schloss Hohenburg in Lenggries losgehen.

Tourentipp: Sonnenaufgang auf dem Fockenstein

Klirrend kalte Luft bläst uns entgegen, als wir um 4:30 Uhr am gebührenpflichtigen Wanderparkplatz Schloss Hohenburg in Lenggries losgehen. Ich atme die klare Luft tief ein und freue mich auf das kleine Abenteuer, das uns gleich erwartet. Pablo weiß, dass es wieder etwas zu erleben gibt und ist mit vollem Elan dabei. Er braucht eine Weile, um sich etwas zu zügeln und sein Tempo an meine Geschwindigkeit anzupassen. Er läuft im Zuggeschirr vor mir und ist an meinem Hüftgürtel befestigt. Ich finde das Wandern so sehr angenehm. Nach ein paar Minuten „Einlaufen“ kommen wir beide in unseren gewohnten Rhythmus. Die Stirnlampe tastet sich durch die Dunkelheit und lässt den Weg wie aus dem Nichts vor uns auftauchen. Eine sehr geheimnisvolle Stimmung. Der gefrorene Boden glitzert wunderschön im Schein der Stirnlampe. Warm eingepackt, in guter Outdoorkleidung, laufen wir durch die völlige Dunkelheit und lassen dabei leere Kuhweiden und den Pferdehof hinter uns. Außer dem Knirschen des gefrorenen Bodens unter meinen Schuhen und Pablos Pfoten herrscht völlige Stille. Ab und zu unterbricht der Ruf eines Waldkauzes die frühmorgendliche Ruhe. Pablo bleibt kurz stehen, hält die lange Nase in die Luft und saugt sie ein. Gerade so, als wolle er prüfen, ob der Weg auch wirklich sicher ist.

Schnur stracks führt uns der Weg in den Wald hinein. Ich schalte die Stirnlampe kurz aus und sehe schlichtweg nichts. Nicht einmal der Sternenhimmel ist von hier aus zu sehen. Absolute Dunkelheit und Stille um uns herum. Fast etwas gruselig. Wir folgen dem Fahrweg, der nun etwas steiler wird, für ca. 6 km. Er führt uns recht unspektakulär am Hirschbach entlang, welcher sich in der Stille und Dunkelheit teilweise wie ein tosender Wasserfall anhört. Der gefrorene Boden geht langsam in knöcheltiefen, wunderschönen Pulverschnee über. Meine Stirnlampe bahnt sich den Weg durch die Dunkelheit und lässt die verschneiten Tannen mystisch aus der Nacht erscheinen. Wir beide scheinen heute die ersten zu sein, die ihre Spuren im Schnee hinterlassen dürfen. An einer Gabelung biegen wir links ab und folgen dem Wegweiser in Richtung Fockenstein. Rechts geht es zur Lenggrieser Hütte und zum Seekarkreuz.

Es wird spürbar steiler. Da wir im fluffigen, immer höher werdenden Pulverschnee, welcher den vereisten Boden bedeckt, nur mühsam vorankommen, greife ich auf meine Steigeisen zurück und befestige sie an den Schuhen. Mit perfektem Gripp geht es weiter. Pablo scheint von der glitzernden Schneedecke genauso fasziniert zu sein wie ich. Er schnüffelt an einer Spur, die augenscheinlich von einem Reh stammt. Ich muss immer wieder schmunzeln, wenn er seine Nase tief in jeden einzelnen Abdruck hineinsteckt. Pablo bleibt selbstverständlich die ganze Zeit über an der Leine. Zu groß wäre sein Drang, dieser Spur zu folgen und im dunklen Wald zu verschwinden. Der Pfad führt uns weiter bergauf zu einer weiteren Gabelung. Auch hier halten wir uns links. Schon bald gelangen wir an eine Lichtung, die uns einen uneingeschränkten Blick in den traumhaften Sternenhimmel freigibt. Der Weg führt uns ein wenig bergab, um dann wieder anzusteigen. Weiter vor uns erkenne ich die Umrisse der Neuhüttenalm, die auf dem hoch gelegenen Sattel zwischen Fockenstein und Neuhütteneck liegt. Zu der Alm gehören insgesamt vier Almhütten und eine kleine Kapelle. Richtig bewirtschaftet ist die Neuhüttenalm nicht. Aber gekühlte Getränke stehen gegen Bezahlung in die Vertrauenskasse zur Verfügung. Im Sommer beweiden hier Kühe die saftigen Wiesen.

Im Osten wird es endlich heller. Die aufgehende Sonne färbt den Himmel wunderbar rot. Ich blicke hinab auf die Beleuchtung der Dörfer und Städte am Tegernsee und in den umliegenden Tälern. Pablo dreht sich zu mir um und blickt mir schelmig in die Augen. Als wenn er denken würde: habe ich nicht mal wieder eine grandiose Strecke ausgesucht? Ich schalte meine Stirnlampe aus und genieße einen Moment das unglaublich schöne Erwachen der Natur.

Im Morgengrauen taucht der Gipfel des Fockensteins vor uns auf. Wir halten uns hinter der Alm links und stiefeln weiter bergauf, dem Gipfel entgegen. Es ist nicht ganz einfach, im Schnee den Pfad zu finden, der weiter zum Gipfel hinaufführt. Auch Pablo kann den Weg nicht erkennen und schaut mich etwas fragend an. Zum Glück ist es inzwischen hell genug, um ohne Stirnlampe weiterzugehen. Die Stirnlampe verstaue ich bis zum nächsten Einsatz im Rucksack. Beim Aufstieg blicke ich auf die weißen Spitzen von Brauneck (1555) und Benediktenwand (1801). Im Südwesten liegt das Karwendelgebirge (bis zu 2749) und das Wettersteingebirge mit der Zugspitze (2962). In Richtung Westen liegt uns das Isartal zu Füßen. Die Morgenröte wird immer kraftvoller und taucht vereinzelte Bergspitzen in ein sattes Rot. Das Alpenglühen ist ein unbeschreibliches Schauspiel, von dem ich nie genug bekomme. Es hat etwas von Magie, wenn die Natur erwacht, der Himmel sich verfärbt und die Berge in ein ständig wechselndes Licht gehüllt werden.

Weiter geht es bergauf. Der Pfad wird immer schmaler und anspruchsvoller. Hier ist Vorsicht geboten. Mit den Grödeln finde ich aber guten Halt. Pablo ist ein geübter Kletterer und setzt seine Pfoten bewusst und gekonnt auf. Die kurze Kletterpartie an einem sehr markanten Felszacken vorbei, erfordert, gerade bei diesen Wetterverhältnissen, Konzentration und Erfahrung. Pablo meistert die Hürde völlig problemlos. Übung zahlt sich eben aus. Die letzten Meter zum Gipfel sind dann schnell geschafft. Hier haben wir einen wunderschönen Rundumblick. Die Täler liegen noch im Dunkeln, allerdings kann man vereinzelt erkennen, dass sich Autolichter zur Straßenbeleuchtung gesellen. Das Tal erwacht.

Etwas windig und kalt ist es am Gipfelkreuz schon. Eine Zeit lang lässt es sich aber gut aushalten. Dennoch entscheide ich mich dazu, meine Brotzeit weiter unten, etwas windgeschützter zu mir zu nehmen. Pablo trägt einen Mantel, der ihn jetzt schön warmhält. Während er sich mit Schnüffeln und Buddeln im Schnee beschäftigt, stehe ich wie angewurzelt da, und betrachte das Aufgehen der Sonne hinter den Bergen. Das rötliche, warm gelbe Licht verwandelt die Schnee- und Berglandschaft in ein Märchenland. Schon bald ist der leuchtende Feuerball in seiner vollen Pracht am Himmel zu sehen. Trotz der Kälte und der Jahreszeit spüre ich ganz deutlich die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut. Ein wunderschöner Augenblick, an den ich mich noch lange erinnern werde. Pablo wird langsam ungeduldig. Einfach so an einem Ort stehen bleiben ist nichts für das Energiepaket. Laufen ist eben seine Leidenschaft. Mit Wanderungen und kleinen Abenteuern dieser Art mache ich ihn glücklich und zufrieden. Mit so einen treuem und lustigen Partner an meiner Seite macht jede Wanderung unheimlich viel Spaß.

Beim Abstieg scheint mir die Sonne blendend ins Gesicht. Gut, dass ich zusätzlich zu der Stirnlampe auch meine Sonnenbrille eingepackt habe. Die Steine sind im hohen Schnee schlecht zu erkennen, daher steigen wir vorsichtig ab. An einer etwas windgeschützten Stelle mit Aussicht, lassen wir uns nieder, um unser Frühstück zu genießen. Das haben wir inzwischen so oft gemacht, dass jeder Handgriff sitzt. Isodecke ausbreiten, Gaskocher für heißen Tee aufstellen, Essen für Pablo und mich auspacken. Und schon können wir uns das wohlverdiente Frühstück schmecken lassen. So sitzen wir eine Weile da, genießen diesen Moment, den neuen Tag, das wunderschöne Wetter und den blauen Himmel. Die einfachsten Speisen schmecken so unvergleichlich gut. Wieder einmal bin ich auch ein wenig stolz, dass ich meinen inneren Schweinehund überwunden habe und trotz der Kälte und der Dunkelheit um 3:30 Uhr aufgestanden bin. Natürlich weiß ich das Privileg zu schätzen, in einer Gegend zu leben, in der ich solche magischen Momente gemeinsam mit meinem Trail Dog Pablo, direkt vor der Haustüre genießen kann. Diese Momente machen das Leben einfach lebenswert und schweißen mich mit meinem Hund noch mehr zusammen. Nach der wohlverdienten Pause steigen wir den gleichen Weg zum Wanderparkplatz in Lenggries wieder hinab.

Solltest du nicht die Möglichkeit haben, diese Wanderung in nächster Zeit nachzuwandern, hoffe ich dennoch, dich inspiriert zu haben. Egal wo du wohnst. Ich bin sicher, dass du auch in deiner Nähe schöne Plätze finden kannst, die dich aus dem Alltag reißen und dir neue Energie geben. Ganz sicher genießen unsere Hunde solche Augenblicke mit uns zusammen, um sich dann später, zufrieden schlummernd, in ihrem Körbchen an die gemeinsamen Ausflüge zu erinnern.

Tourenprofil

Der Fockenstein 1564m gehört zu den Klassikern der Tegernseer Berge und ist dementsprechend an den Wochenenden stark frequentiert. Wir empfehlen den Aufstieg möglichst an einem Tag unter der Woche oder ganz früh am Morgen einzuplanen, so wie wir es getan haben.

Länge: 17,6 km

Höhenmeter: 780

Aufstieg Gehzeit ca. 2- 2,5 Stunden

Abstieg Gehzeit ca. 1,5 – 2 Stunden

Die Tour ist ganzjährig begehbar. Im Frühjahr und Sommer weiden Kühe auf den Wiesen, daher sollte man mit Hunden besonders achtsam und rücksichtsvoll sein. Im Winter sind Steigeisen und bei starkem Schneefall Schneeschuhe angebracht.

Ausrüstungsempfehlung:

Sicherheitsgeschirr, Halsband, faltbarer Napf, Booties für den Notfall, Stirnlampe, Sonnenbrille, Verpflegung.

Im Winter: Hundemantel, Grödel für die Menschen

Wir wünschen euch viel Spaß bei der Tour!

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