Interview mit Stephanie Lang von Langen

Geschrieben am4 Jahre vor durch 2656
Love0

Stephanie Lang von Langen ist Verhaltenstrainerin, Beraterin für Hundeführer und Hundehalter. Sie bietet in Einzel- oder Gruppenstunden Verhaltenstraining mit Problemhunden und Verhaltenberatung an. Zusätzlich kann man sie in Workshops und Vorträgen rund um das Thema Hund live erleben. 2009 hat Stephanie ein Ausbildungszentrum für tiergestützte Therapie gegründet, benannt nach ihrem treuen vierbeinigen Begleiter Wunjo, "Das Wunjo-Projekt". Seit 2017 bildet sie auch nach den neuesten Erkenntnissen der Verhaltensbiologie Hundetrainer aus. Alles Bereiche, die einen engen Kontakt mit Hund und Halter, aber auch ihren Azubis voraussetzt. Covid-19 hat auch ihren beruflichen Alltag durcheinander gewirbelt.

Liebe Stephanie, vielen Dank dass du dir Zeit für unser Interview nimmst. Wir kennen uns schon eine Weile und wissen, dass du eine sehr beschäftigte und erfolgreiche Frau bist. Du bist bekannt als Tierpsychologin & Verhaltenstrainerin. Zusätzlich hältst du Seminare und Vorträge, bildest Hundetrainerin und Therapiehunde aus. Wie hat sich dein beruflicher Alltag durch Corona verändert?

Mein beruflicher Alltag hat sich sehr verändert. Meine Arbeit zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass ich Kontakt zu meinen Schülern habe und deren Hunde. Bauchgefühl und Resonanz welches bei der Arbeit als Trainer so wichtig ist lässt sich nicht online erzeugen. Trotzdem versuche ich einige Theoriethemen über Webinare abzuhalten, aber es ist natürlich nicht das Gleiche. Aber ich hatte auch einige Telefontermine, die sehr schön waren, denn ich konnte einigen auch auf diesem Weg weiter helfen bis wir uns sehen können. Ich bin dankbar für all meine treuen Kunden, und den Zuspruch, den wir bekommen.

Die Therapiehunde werden oft in Seniorenheimen und Krankenhäusern eingesetzt. Dürfen Therapiehunde derzeit noch ihre Patienten und Kunden besuchen?

Unsere Therapiehundeteams dürfen zurzeit in keine Einrichtung. Was besonders für die Bewohner und andere Gruppen sehr schmerzlich ist. Ist doch gerade jetzt eine Zeit, in der so ein Besuch gut täte. Aber auch wir wollen weder unsere Klienten noch unsere Teams gefährden.

Denkst du, dass es die Therapie der Menschen verlangsamt, wenn die Hunde nicht anwesend sind? Und wie verhält es sich bei den Hunden? Wirkt es sich belastend auf die Hunde aus, dass sie ihren Job derzeit nicht ausüben können?

Ich glaube, dass unsere Therapiehunde vielen Menschen fehlen, ist es doch oft ein Highlight in einem Alltag in einer Einrichtung. Hunde sind immer ein großer Motivator, deshalb fehlen sie ja auch so sehr. Ich denke nicht, dass die Hunde darunter leiden nicht in den Einsatz zu gehen. Aber natürlich ist es auch für sie mit viel Freude und Spaß verbunden ihre Arbeit zu machen. Hier sind jetzt ihre Menschen gefragt den Hunden ausreichend Beschäftigung zu bieten. Ich finde aber man kann die Zeit ohne Besuche gut nutzten Übungen zu vertiefen oder neue Sachen mit seinem Hund auszuprobieren. Ich kann mir neue Spiele für die Klienten ausdenken. So sind dann alle gut vorbereitet, wenn es wieder los geht.

So eine Situation hat es in dieser Art noch nie gegeben. Wirst du die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen in die zukünftigen Ausbildungen der Therapiehunde mit einbeziehen?

Ich bin mir sehr sicher, dass es auch für uns viele Veränderungen geben wird. Vieles können wir noch gar nicht absehen. Doch sicher werden wir vor allem im Bereich der Hygiene einige Änderungen erleben. Dies muss ich natürlich schon bei der Ausbildung der Teams beachten. Vielleicht werden manche Einrichtungen für uns nicht mehr zugänglich sein. Und andere dafür um so mehr, vielleicht müssen wir uns auch daran gewöhnen bei der Arbeit Schutzmasken zu tragen. Aber ich bin sicher unsere Arbeit wird wichtiger denn je sein, sind doch viele auch durch die Situation sehr belastet. Da ist es wichtig, dass wir wieder Freude, Trost und Lachen verbreiten.

In schlechten Zeiten besinnt man sich wieder mehr auf die wichtigen Dinge. Wie wichtig sind in diesen Tagen unsere Hunde als Partner und Begleiter?

Wir Hundemenschen haben in meinen Augen großes Glück. Unsere Vierbeiner strukturieren uns den Tag, sie wollen raus, spielen oder einfach nur bei uns sein. Das hilft auch mir nicht in einen mutlosen Trott zu verfallen.  Ich bin überzeugt, dass sie gerade in diesen Zeiten so wichtig für unsere seelische Gesundheit sind. Wir können jetzt viel Zeit mit ihnen verbringen. Ich bin beispielsweise sehr froh, trotz der Situation nicht arbeiten zu können, dass ich jetzt rund um die Uhr mit meinem 16 Jährigen Wunjo zusammen sein kann. Wer weiss schon wie viel Zeit wir zusammen haben.

Du hast bereits drei Bücher geschrieben. Hast du das Gefühl, dass die Ausgangsbeschränkung die Menschen entschleunigt und dadurch eher wieder zu einem guten Buch greifen?

Ich finde wir waren definitiv zu schnell unterwegs. Ob die Menschen mehr lesen kann ich nicht sagen, aber ich komme mehr zum Lesen, was ich schön finde.

Dein letztes Buch  "Therapie auf vier Pfoten" ist vor 6 Monaten erschienen. Haben wir durch die Ausgangsbeschränkung das Glück, dass du außerplanmäßig an ein neues Buch beginnst?

Tatsächlich nutze ich die Zeit um neue Ideen zu spinnen und muss feststellen dass es mir gut gelingt. Ein Phänomen welches ich an mir beobachtet habe ist dass ich mir zu Beginn der Ausgangsbeschränkung so viel vorgenommen habe, was ich schon immer im Haus aufräumen, ausmisten oder umräumen wollte. So wirklich gut voran bin ich nicht gekommen. Erst habe ich mich darüber geärgert, doch dann habe ich mir einfach die Zeit zugestanden, die es eben braucht. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass mein Gehirn sich entspannt hat und plötzlich keimen Gedanken, Ideen und Visionen auf. Diese werde ich verfolgen. Es wird einige Überraschungen geben.

Was können die Menschen Positives aus der aktuellen Situation ziehen und was würdest du dir wünschen, wie sich die Welt nach Corona verändern sollte?

Jeder ist auf seine Weise auf sich zurückgeworfen, viele arbeiten im Homeoffice und andere stehen vor großen Herausforderungen, weil sie nicht wissen wie es weiter geht oder eben nicht das Glück haben in der Natur mit Tieren zu leben in der die Krise weitestgehend gut ertragbar ist. Aber wir haben jetzt Zeit inne zu halten und zu entscheiden was wirklich wichtig für uns ist. Ich wünsche mir dass wir das wertschätzen was wir haben und nicht immer auf der Jagd sind nach mehr, mehr Geld , mehr Anerkennung, mehr Ablenkung. Weil wie wir jetzt sehen, es hilft uns keinen schritt weiter, wenn die Welt so still steht wie jetzt. Ich wünsche mir respektvollen Umgang und Umsicht. Wir sind ein Teil der Natur und ihr völlig ausgeliefert, wenn wir sie nicht schützen und wertschätzen. Ich hoffe sehr, dass das ins Bewusstsein der Menschen dringt.

Vielen Dank für das Interview Stephanie! Bitte bleib gesund!


Wer Kontakt zu Stephanie Lang von Langen aufnehmen möchte, gelangt über diesen Link auf ihre Seite.

Fotos Quelle: Stephanie Lang von Langen

Einstellungen

Teilen

Menü

Erstelle einen kostenlosen Account um "geliebte" Produkte zu speichern.

Registrieren

Erstelle einen kostenloses Konto, um Wunschlisten zu verwenden.

Registrieren