Interview mit Tierärztin Marion Ailer

Geschrieben am4 Jahre vor durch 4795
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Covid-19 und die vielen Veränderungen, die der Virus mit sich bringt, macht auch vor einer Tierarztpraxis nicht halt. Wie hat sich der berufliche Alltag in einer Tierarztpraxis verändert? Das berichtet uns Dr. med. vet. Marion Nicole Ailer aus Holzkirchen.

Liebe Marion, bitte stell dich kurz vor:

Mein Name ist Dr. med. vet. Marion Nicole Ailer. Ich bin 47 Jahre alt und habe seit 7 Jahren meine eigene Kleintierpraxis. Ich sehe mich als den "Hausarzt" der Tiere. Bereits als Kind war mein Berufswunsch Tierarzt, den ich nach dem Studium für 10 Jahre fast aus den Augen verloren hätte, da ich dort in der Pharmaindustrie tätig war. Nach eigenen gesundheitlichen Beschwerden, habe ich damals mein komplettes Leben auf den Kopf gestellt. Ich habe den sicheren Arbeitsplatz in der Pharmabranche gekündigt, meine Beziehung beendet und dann bei Null angefangen. Durch meine damalige Hündin "Akasha" bin ich wieder in die Richtung Tierarzt gekommen.

Du bist mit Leidenschaft, Herz und Verstand Tierärztin. Wir als Kunden wissen dein besonderes Einfühlungsvermögen und deinen Umgang mit unserem Hund sehr zu schätzen. Wirst du auch von anderen Kunden hin und wieder darauf angesprochen?

Danke für die schöne Rückmeldung. Ja, es ist mir ein sehr großes Anliegen, dass es den Tieren gut geht. Und ich sehe sie immer noch als meine Lehrer. Tiere können wertfrei und im jetzigen Moment leben. Ich wünsche mir, dass ich es eines Tages auch so gut kann. Da ich die Tiere so sehr achte und tatsächlich auch eine Liebe zu ihnen spüre, kommt es wohl auch beim Gegenüber oft an. DANKE nochmal für die Rückmeldung. Ja, ich denke mittlerweile, dass es meine Berufung ist.

Neben der allgemeinen Tiermedizin bietest du alternative Heilkunde mit homöopathischen Medikamenten an. Selbst eine Blutegeltherapie kannst du bei Bedarf in deiner Praxis durchführen. Nutzen viele deiner Kunden diese speziellen Therapie-Angebote?

Ja, die homöopathischen Mittel setze ich täglich ein - auch im Zusammenhang mit der klassischen Medizin als Unterstützung. Die Blutegeltherapie wird des öfteren bei großen Hunden mit Gelenksproblemen gewünscht. Beispielsweise bei Knie - oder Hüftbeschwerden können diese faszinierenden Lebewesen eine Schmerzlinderung und Entzündungshemmung bewirken. Auf die Blutegel bin ich durch meine eigenen Hündin gekommen. Wir mussten sie am Kreuzband operieren und das Knie war sehr geschwollen danach. Durch die Blutegeltherapie konnte die Wundheilung deutlich beschleunigt werden.

Akupunktur ist eins deiner Steckenpferde. Wie bist du darauf gekommen, die Behandlungsmethoden der alten chinesischen Medizin bei Tieren anzuwenden?

Die Akupunktur ist eine weitere sanfte, aber teilweise sehr beeindruckend wirksame Methode zur Unterstützung der körpereigenen Funktionen. Da mich diese Methode sehr fasziniert hat, habe ich eine Ausbildung diesbezüglich gemacht.

Du bietest Ernährungsberatung an. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass du uns mittels Dunkelfeld-Mikroskopie sehr gut und auch für Laien verständlich beraten hast. Hat diese Methode besondere Vorteile und wie kombinierst du die sie mit anderen Methoden, um eine individuelle Beratung durchzuführen?

Das Dunkelfeldmikroskop ist eine wunderbare Möglichkeit, sofort die Momentaufnahme des Blutes von Hund und Katze vor allem dem Besitzer sichtbar zu machen. Es fasziniert mich immer wieder, wie die Besitzer beeindruckt auf den Bildschirm schauen, wenn sie die Blutzellen von ihrem geliebtem Tier sehen können. Dadurch wird es für mich sehr einfach zu "beweisen", was das Blut mir aufzeigt, ob wir beispielsweise eine Eiweißreduktion bei der Fütterung des Hundes anstreben sollten. Aber auch diese Methode, ist nur ein Puzzlestück für das Gesamtbild. Meist kombiniere ich es mit der klassischen Blutuntersuchung, da das Dunkelfeld auch seine Grenzen hat. Dort kann man leider keine Hormon - oder Enzymveränderungen feststellen. Also ist es für mich ein Hilfsmittel.

In einer Tierarztpraxis hat man immer engen Kontakt mit den Tierbesitzern. Wie hat sich dein beruflicher Alltag durch Corona verändert?

Es darf nur noch ein Tierbesitzer mit seinem Tier im Wartezimmer sitzen. Abstand halten sollte - nach Möglichkeit -auch eingehalten werden. Teilweise nehme ich die Tiere alleine ins Behandlungszimmer und die Besitzer bleiben im Wartezimmer. Ich trage bereits seit mehreren Wochen einen Mundschutz, der auf Dauer für mich leider sehr einschränkend bei der Untersuchung ist. Ich nutze auch sehr oft meinen Geruchssinn am Tier, um zu riechen, ob das Tier säuerlich aus dem Maul oder Ohr riecht - und da ist der Mundschutz sehr hinderlich, aber es nützt ja nichts. Dann nehme ich ihn kurz runter und setze ihn wieder auf.

Zu deinem Angebot gehören auch Hausbesuche. Kannst du diese derzeit noch durchführen, und wenn ja, worauf achtest du dabei?

Ja, ich biete weiter meine Hausbesuche an. Zum Beispiel bin ich relativ weit zu einem Einschläferungs-Termin gefahren, da die Besitzer berichtet hatten, dass es in den Tierkliniken gar nicht mehr erlaubt ist, beim Tier zu bleiben. Und da es um die Euthanasie ging, habe ich den Hausbesuch durchgeführt. Natürlich mit Mundschutz.

Viele Menschen fragen sich nun, ob sich ihr geliebtes Haustier mit Corona anstecken oder die Infektion auf sie übertragen kann. Kannst du sie beruhigen?

Das Corona-Virus ist in der Tiermedizin schon sehr lange bekannt. Beispielsweise gibt es eine Katzenkrankheit, die durch ein Corona-Virus ausgelöst wird. (FIP - feline infektiöse Peritonitis) Laut meinem bisherigen Wissen, gibt es keinerlei Besorgnis erregende Zusammenhänge zwischen Covid 19 und unseren Haustieren. Meines momentanen Wissens nach weder in die eine, noch in die andere Richtung. Für mich bedeuten unsere Haustiere weiter Segen und Glück, wenn wir unser Leben mit ihnen teilen dürfen. Sie tragen für mich zum Wohlbefinden von sehr vielen Menschen bei und stabilisieren somit auch die Psyche. Und ich hoffe, dass es auch weiter so gesehen wird und keiner plötzlich Angst vor seinem Vierbeiner hat. Freude und Glück sind übrigens die besten immunstärkenden Mittel. Meine Hündin "Resi" hat nun zu Corona-Zeiten sehr deutlich zu meinem Wohlbefinden und Gesundheit beigetragen. Ich bin ihr sehr dankbar dafür!

Wie stellst du dir die Zukunft, die Zeit nach Corona vor? Denkst du, dass es auch positive Auswirkungen auf das Zusammenleben der Menschen haben kann?

Ja, es kann nur besser werden. Wir sehen, dass die Natur wieder aufblühen kann. Ich wünsche mir sehr, dass wir auch die ganze Erde endlich als ein Lebewesen ansehen können, welches untere Unterstützung und Anerkennung braucht. Wir brauchen Mutter Erde und all die Pflanzen und Lebewesen - inklusive die Insekten. Ach ja, vielleicht ist das auch ein Appell, dass all die Hunde- und Katzenbesitzer dazu beitragen können, dass Bienen und Co weiter leben dürfen - wenn wir NICHT alle 4 Wochen ein Insektizid auf unsere Haustiere geben. Dort macht es nämlich nicht Stopp- es wird in die Natur getragen und tötet weitere Insekten. Als Hunde oder Katzenbesitzer sollte man in der Lage sein, 1 bis 2 mal pro Woche eine Zecke so zu entfernen, dass der Kopf mit raus kommt. Ein gesundes Immunsystem ist viel wichtiger, als die monatliche Zeckenprophylaxe!

Herzlichen Dank.

Vielen Dank Marion für die Zeit, die du dir für uns genommen hast! Bleib gesund!!!

Wer Kontakt zu Dr. med. vet. Marion Ailer aufnehmen möchte, gelangt über diesen Link auf ihre Seite.

Fotos Quelle: Dr. med. vet. Marion Ailer, Pixabay

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